Chinas Wirtschaftswachstum und die rasant um sich greifende Verstädterung zwingt zum Neubau immenser Wohnfläche in der zweitgrößten Volkswirtschaft dieser Erde. Zentraler Rohstoff für den damit einhergehenden Stahlkonsum ist Eisenerz. Chinas Rohstoffhunger wird damit zur Triebfeder für das Nachfragewachstum in Ländern wie Indonesien, Australien und Chile.

Die Chilenische Exportwirtschaft ist die stärkste Südamerikas. Zu den teilhabenden Unternehmen zählt die Compañia Mineara del Pacifico (CAP), Chiles führender Produzent und Exporteur von Eisenerz und Erzpellets. Der Minenbetreiber plant, seine Produktion bis 2018 von derzeit 12 auf 30 Millionen Tonnen pro Jahr zu erhöhen. 75% des Exports geht nach China.

Pellets zur Stahlproduktion

Am Standort Los Colorados in der Region Atacama fördert CAP jährlich rund 539 Mio. Tonnen Eisenerz, um daraus Pellets unterschiedlicher Güte für die Stahlproduktion herzustellen. Dazu müssen die handtellergroßen Eisenerzstücke in einem der zahlreichen Prozessschritte zunächst zerkleinert und vermahlen werden.

Beispiel einer KHD Erzmahlanlage (Foto: KHD)

Einer der weltweit erfolgreichen Player im Bereich Erzmahltechnologie ist die Kölner Humboldt Wedag GmbH (KHD), deren High Pressure Grinding Rollenpressen (HPGR) unter anderem in Kupfer-, Gold- und Eisenerzminen weltweit zum Einsatz kommen.

Auf der Bauma 2012 hat KHD einen Lizenzvertrag mit Weir Minerals für HPGR Technologie unterschrieben. Diese Vereinbarung ist ein unbefristeter Lizenzvertrag, der Weir Minerals die direkte Kontrolle über Planung, Produktion und Vertrieb der HPGR Ausrüstung in der Mineralaufbereitung unter Verwendung der KHD-Technologie gibt.


Die HPGR-Technologie kann die konventionelle Kegelbrecher-Technologie prozess-technisch optimieren. Sie ging bereits 1998 bei einem Chilenischen KHD-Kunden in Betrieb. Die Technik erwies sich als deutlich energieeffizienter und erhöhte zudem aufgrund der speziellen, patentierten Beschaffenheit der Rollenoberfläche die Mahlkapazität um rund 30%. 2012 bestellte CAP drei weitere HPGR-Anlagen bei KHD.

MCC für hohe Verfügbarkeit

CAP erwartete in der Ausschreibungsphase von KHD neben der Anlagentechnik auch die elektrische Ausrüstung. Für zwei der Anlagen beauftragte KHD den Automatisierungsdienstleister Trips mit der Lieferung der Schaltanlagen für einen Teil der Steuerungen. Diese mussten eine hohe Verfügbarkeit der Anlage gewährleisten, ebenso strikte Sicherheitsstandards, die unter anderem das Entstehen von Störlichtbögen in der Schaltanlage verhindern.

Hierfür lag der Einsatz eines Motor Control Centers (MCC) in Volleinschubtechnik auf der Hand. „Die Einschubtechnik soll für KHD Aushängeschild sein in Bezug auf die Qualität und Innovation unserer Erzmahlanlagen“, verriet KHD-Projektleiter Alexander Haroske.

Die Präsentation der TRIPS-MCC-Lösung TRIMOT zeigte dann auch schnell, dass die Technologie sich gut in den KHD-Anlagenentwurf einfügte. Das TRIMOT Motor Control Center ist ein von Trips entwickeltes Niederspannung-Schaltanlagenkonzept in Volleinschubtechnik. Das hochverfügbare System wird in Rittal Ri4Power-Anlagen integriert.

TRIPS hat das System in enger Zusammenarbeit mit dem weltweit führenden Systemanbieter für Schaltschränke, Stromverteilung, Klimatisierung und IT-Infrastruktur entworfen und gebaut.

TRIMOT-Center

TRIMOT ist dank seines patentierten Kontaktierungssystems störlichtbogensicher konzipiert

TRIMOT ist dank seines patentierten Kontaktierungssystems störlichtbogensicher konzipiert. Bis zu 22 Einschubmodule à 75 mm finden im Geräteeinbauraum Platz und sind auch unter Spannung gefahrlos auswechselbar.

Die Anforderungen und Spezifikationen von KHD konnte der Grafenrheinfelder Systemintegrator somit in vollem Umfang erfüllen. Zudem war die Lösung preislich wettbewerbsfähig, so dass KHD im April 2012 TRIPS mit dem Hardware-Engineering und der Schaltanlagenfertigung für die MCC-Felder beauftragte.

Technische Klärung

Im Anschluss wurden die technischen Details der Anlagenausführung geklärt. Die CAP-Rollenpresse verfügt über eine feste sowie eine lose Walze, der Abstand zwischen den Walzen und damit der Mahldruck werden hydraulisch eingestellt. Die Walzen sind ölgeschmiert gelagert. Die Antriebe verfügen über eine Leistung von 1.200 kW je Hauptantrieb.

TRIMOT steuert alle Heizungsabgänge der zentralen Fettschmieranlage, die Ölumlaufschmierung, die Begleitheizungen, die Hydraulikpumpe und die Kabelabgänge für den Steuerschrank.

Die vorliegende Netzspannung von 400 V erforderte dabei den Aufbau eines Transformators, um die auf 120 V basierenden Heizungen zu steuern.
Die Busleitungen wurden – wie in den TRIPS Engineering- und Fertigungsstandards festgeschrieben – durchgängig mit einer geschirmten Steckverbindung ausgeführt, um die Beeinflussung durch Fremdsignale zu verhindern.

Inbetriebnahme 2013

Im August 2012 nahm ein Inspektor des Endkunden CAP im Beisein des verantwortlichen KHD-Ingenieurs die Anlage im Hause TRIPS erfolgreich ab. Neben der Sichtprüfung unterzog der Inspektor die Anlage auch einer Funktionsprüfung unter Spannung. Anschließend ist die Anlage von Hamburg aus nach Chile verschifft worden, wo sie Mitte 2013 in Betrieb gegangen ist.